New York

NY

 

 

„ Und wohin, Frau Lennard, haben sie vor nach ihrem Studium auszuwandern?“

Die Antwort auf diese Frage wusste ich zu gut. Nur leider war mir auch bewusst, dass sie sich auf ein Geländer von paradiesischen Illusionen stützte.

– New York!

Frau Stritzel, die Berufsberaterin mir gegenüber, kräuselte ihre Nase und ließ einen verächtlichen und zugleich belustigten Blick durch ihre unglaublich unmodische Federschanierbrille auf mich fallen. Sie hatte wahrscheinlich mit genug jungen Frauen zu tun gehabt die sich unbewusst ein Sex and the City-New York wünschten. Mich zog es so sehr in diese Stadt, dass ich mich am liebsten selbst gefragt hätte, was genau es war, was ich mir dort erwartete.

Mir kam es so vor als müsste ich in eine richtig anerkannte Großstadt ziehen um am Leben teilzuhaben, oder besser gesagt an DEM Leben. Was genau das zerquetschte Selbst auf Straßen und U-Bahnen, in Kombination mit unvermeidlichem Körperkontakt-Reibungen an jeder Art von Mensch einschließlich permanenter Erschütterung des Trommelfells und der Füße mit DEM Leben zu tun hatte, wusste ich auch noch nicht so genau. Aber das war meine Überzeugung und von der ging ich nicht ab.

Man assoziiert diese einmalige Stadt nun mal mit Chancen auf internationalem Aufstieg, Glanz und Glamour, Besiedlung von Wolkenkratzern von denen man hofft von oben aus wenigstens ein Hauch von Paradies zu sehen, während man nur zu gerne von den auf die Straße urinierenden Menschen absieht. Die Stadt die niemals schläft. Die Stadt in der man alles schon gesehen hat. Zischen emanzipierte Frauen, Anzug tragenden Männern, aufregenden Bekanntschaften und Herausforderungen… vor die Füße gelegte Karrierewege und Carrie Bradshaws, die tippend auf ihren MacBooks durch ihre Fenster von oben auf einen herab sehen würden. Jedenfalls steckte ich viele Träume in diese Stadt und wie das ausgehen würde war abzusehen.

Frau Stritzel gab mir ein paar Prospekte die ab nächstem Jahr freie Immobilien in New York auflisteten.

Nachdem ich es mir zuhause angekommen in meinem Bett gemütlich gemacht hatte und voller überstrotzender Euphorie die Prospekte durchforstete, verging mir nach geschlagenen 9 Minuten die Lust. Nicht nur, dass das Umziehen nach New York noch im Raum schwebte wie mein Vorhaben mich sozial mehr zu engagieren, bei dem ich es bisher nur geschafft hatte im Internet „Soziale Organisationen“ zu googeln und in ein schickes ‚soziales Engagement herausrufendes‘- Outfit zu investieren. Nachdem ich die perfekt dazu passende Hochsteck-Frisur gefunden hatte, war das Projekt erst mal auf Eis gelegt und ich hatte mich schlicht und ergreifend zum ehrenamtlichen arbeiten bewegt. Jedenfalls just als ich inmitten des Berges von Prospekten saß, wurde aus dem schwindenden Begeisterungstaumel langsam aber sicher Orientierungslosigkeit. Ich stellte nicht nur fest, dass ich einen Quadratmeter nicht mal erkannte wenn ich mit der Nase drauf stoßen würde, sondern auch, dass ich mal wieder meine alltägliche Dosis „Boden der Tatsachen“ benötigte, also gab ich wieder auf. Nach langem Überlegen musste ich mich schon fast selbst loben, dass ich es nur mit einer Schwärmerei bis zu einer Berufsberaterin geschafft hatte. Ich hatte noch nicht einmal meinen Freunden geschweige denn den Verwandten davon erzählt. Aus Angst vor der Realismus-Nadel von ihrer Seite, die sich genüsslich in meine Luftblase gebohrt hätte.

„Und dann fliegt alles um deine hübschen kleinen Plüschohren!“ und das wären die Worte meiner beste Freundin Robin gewesen, wenn sie mal wieder mein Verhaltensmuster analysiert hätte. Aber das was einem als Mensch auch häufig noch viel glücklicher macht, sind die Wünsche die man hat und die Vorfreude die man dabei mitbringt. Wie oft erzählt man kleinen Kindern voller Glücksgefühl vom Christkind, vom Weihnachtsmann, vom Nikolaus oder vom Osterhasen?! Wie oft denkt man sich dabei innerlich „ich schenke ihnen gerne diese Zeit der Wunder, da sie früher oder später sowieso ohne Einverständniserklärung in die harte reale Welt katapultiert werden!“.

 

„Ich finde nun mal, dass man das schwelgen selbst in lächerlichen Träumen nicht aufgeben sollte nur weil es sich wahrscheinlich nicht bewahrheitet. Ich meine es macht einen irgendwo trotz allem glücklich, warum dann also nicht?!“

Beim Brunchen mit meinen drei besten Freundinnen fangen die Diskussionen schon weitaus aus vor 12uhr mittags an. So stopfte ich mir also eine Gabel von Syrup triefendem Pancake in den Mund, und brachte mein heutiges Statement zum Vorschein.

– Ich denke sowieso, dass du viel zu hart an diese Sache rangehst Mia, stieß Robin hervor und blitzte mich mit ihren tiefgrünen Augen an während sie fachmännisch mit ihrem Rührei kämpfte. Ich meine ja nur, dass nicht jeder versuchen wird dir deine Träume zu ruinieren. Beispielsweise in Beziehungen! Ich dachte da macht man das andauernd so: glauben an des Anderen lächerliche Träume?!

– Sie hat völlig Recht… zudem ist das nur eine natürliche Reaktion aus Liebe, sie wollen nicht dass du enttäuscht wirst! Das kam von Amélie. Sie sah durchgehend das Gute in der Friedsamen Welt.

– Vielleicht habt ihr ja Recht und ich versuche auf diese Weise unterdrückte Kindheitserlebnisse zu kompensieren…

– Ach komm hör doch auf!…Und Amy du lebst wieder in deiner Wunderwelt!, so nannte Johanna Amélie durchgehend was sie zum rasen brachte. Ich meine natürlich wollen sie nicht, dass du enttäuscht wirst, aber ich meine so lächerlich ist das mit New York zB gar nicht, denn irgendwo müssen sie das Schema von Sex and the City ja her haben. Genauso wie das Konzept von vier hübschen besten Freundinnen die viel daten, ich meine sieh uns an!

Es stimmte schon. Mein Freund meinte schon einmal zu mir, dass er zuvor noch nie die Existenz von einem realen hübschen Vierergespann junger Frauen kennengelernt hatte, die aussahen und redeten wie aus einer Serie entsprungen. Damit meinte er uns. Man kann es natürlich auch darauf schließen, dass er mich liebt und mir solche Dinge sagt um mich gut fühlen zu lassen. Doch auf der anderen Seite wissen wir, dass wir nicht schlecht aussehen, jede von uns eine super Figur hat und wir auch so manch Männereskapaden erzählen können. Es jedoch von Außen zu hören, lässt einen noch weniger daran zweifeln.

– Genau! Wir leben diesen Traum!, brachte Robin trotz Rührei-Wahnsinn aus ihrem schmatzenden Mund. Ach und bevor ichs vergesse: um wieviel Uhr soll ich zum Fotoshooting kommen?

Meine Mutter ist im Besitz eines Fotostudios, und wenn die Zeit es so will und uns danach ist unseren noch schönen jungen Körper zu verewigen oder wir einfach so einmal wieder unser umwerfendes Selbst sein wollen, planen wir selbst ein Fotoshooting.

– Sagen wir Samstag um 9:00 Uhr! Johanna ich hoffe du hast deiner Mam bescheid gesagt, dass du nicht zu ihr aufs Land fährst?

– Jap. Hab ich gestern nach unserem Telefonat gleich erledigt. Mit diesen Worten schmierte sie sich ihren Victoria Secret Lipgloss auf die Lippen, der so wahnsinnig verlockend nach Süßigkeit roch, und holte Scheine aus ihrem goldenen Portemonnaie. Also Mädels, heute übernehme ich!

 

 

„Also hast du das mit New York nun, naja, so irgendwie richtig vor oder was??“  quetschte Johanna auf eine gelangweilte Art enthusiastisch aus sich heraus als sie den Berg Prospekte auf meinem Bett verbreitet sah

– Ich bin eine 19 Jährige junge Frau die noch nicht mal einen freien Studienplatz besitzt und noch zwischen 3 Studiengängen hadert. Mit zusätzlich genau 102,25€ auf dem Konto und mit diesem New York Wunsch für nicht voll genommen wird…von sich selbst mitinbegriffen: „keine Ahnung“ trifft es in Maßen! Und fürs Protokoll: Orientierungskrise ist kein Fremdwort in meinem Wortschatz

– Süße, das ist so reaktionär: „ Jetzt bin ich nicht das was die Menge von mir erwartet, jetzt muss ich aufhören so zu tun als hätte ich einen Traum“. Mia, ernsthaft, nur du alleine musst daran glauben, nicht die Menge! Lass sie zweifeln!

– Du hast ja Recht, seufzte ich und warf einen grauenvoll gelayouteten orangenen Prospekt zur Seite, naja man wird sehen!

Mit diesen Worten verstaute ich die Prospekte allesamt in meiner Bettschublade damit wir uns auf mein Bett pflanzen konnten.

„ Du Johanna, was ist eigentlich mit deinem Fitnesstrainer…wie hieß er noch mal?“

– Adrian! Ach ist aus.., seufzte sie und schnalzte mit ihrem Kaugummi

– Warum das? Er war doch nett und lustig als er letztens da war, und süß sieht er auch aus!

– Nett? Du wenn der richtig nett ist dann kniet er sich hin und leckt dich zwischen den Beinen, und seine Nettigkeit schenkt er jedem der einen Rock trägt und Möpse hat!

 


 

Meine Liebsten… ich weiss in letzter Zeit bin ich hier etwas rar geworden. Was soll ich euch sagen: Uni, Termine, Motivationssturz & baldige Prüfungstermine… die typischen Turbulenzen des Lebens eben :)

Ich werde nach meinen Prüfungen Ende November wieder regelmäßig Rezepte, Love your body Tage und Artikel veröffentlichen.

Ach und dies hier ist ein kleiner Text von mir, den ich vor ein paar Jahren geschrieben habe. Ich hoffe er gefällt euch, auch wenn er hier etwas aus der Reihe fällt!

schreibt mir unter Kommentare euer Feedback!

 

Ich denke an euch und freue mich dass ihr hier seid.

<3

– itsgoodtobeyou