Das Phänomen Bad Boy

bad boy

„Frauen stehen auf Arschlöcher, also werde ich jetzt ein Arschloch!“ Als mein damals bester Freund mir voller Ernsthaftigkeit und Tatendrang sein beschlossenes Vorhaben offenbarte, kam ich nicht umhin mich zu fragen, was genau es war, das diese Tatsache irgendwie und verschrobenerweise zu einer gemacht hatte.

„Frauen wollen Arschlöcher“. So banal und platt kann man es jedoch kaum eine Tatsache nennen, zumal es die Frau einfach nur als schlichtweg dumm darstellt.
[Obwohl man hier allgemein mal festhalten sollte, dass man bei all dem was die Sache Liebe angeht: aka Gefühle, Hormone, Sex und Gelüste, man seine volle und vernünftige Zurechnungsfähigkeit niemals gänzlich vorweisen kann.]
Aber zurück zum Thema: Was genau ist an dieser Aussage dran und vor allem wieso?

Erst einmal, was verstehe ich unter diesen “Arschlöchern”?

Es fängt schon einmal damit an, dass die Arschlöcher oder auch so genannten „Bad Boys“ ihre ersten Aufritte in unserem Leben zu Beginn des Teenager-Alters haben. Ich spreche da von den begleitenden Teenager Büchern zum Beispiel. Doch da sind die unnahbaren Jungen, die sich wie Arschlöcher verhalten noch ausnahmslos überall vorhanden. Hach wer erinnert sich nicht gerne an die 13 Jährigen Jungs, die einen als Mädchen ärgerten, so taten als ob sie einen nicht gut fanden und genau das der Beweis war, dass sie uns insgeheim toll fanden? Ja… genau da fängt es an. In dem Alter, wo es fast unmöglich ist einen Freund zu finden, da die gleichaltrigen von der Reife einer Tomate waren und die älteren… naja nichts übrig hatten für Zahnspangen-tragende, Mode-unorientierte, Militärschlaghosen-liebende Mädchen, die unproportioniert an verschiedenen Ecken und Kanten wuchsen. Von da an geht es dann zu den Bands und Boygroups, die vor Unnahbarkeit nur so strotzen und man sich die Stimme aus dem Leib schreien musste, um sie eine Millisekunde ihres Lebens annähernd zu erreichen. Bis hin zu Filmen und Serien, wo sie schließlich und endlich ihre detailreichsten und authentischsten Auftritte haben. So wurde, unter anderem, universal das Phänomen „Bad Boy“ für jeden zu einem Begriff und vielleicht sogar der Andrang zu diesen höher.

Doch heißt das nun, dass uns die Vielzahl an Medien eintrichtern, dass wir diese „Bad Boys“ so anziehend finden?

Ich muss sagen, das glaube ich eher weniger, obwohl sie sicher einen Großteil dazu beigetragen haben (und es immer noch tun).  Denn so haben James Bond, Casanova und auch die moderneren wie Jess aus Gilmore Girls, Charlie von Two and a half Men und Chuck Bass aus Gossip Girl Ihre Spuren hinterlassen.

Doch was genau versteht Frau jetzt unter diesem „Bad Boy“?

Meist handelt es sich hierbei (sei es in der Literatur-/ Film- oder in der realen Welt) um den Einen Typen der “Es” einfach hat. Die Lederjacke, das verschmitzte, sexy Lächeln, die lässige und selbstzweifellose Art und nicht zu vergessen das Unnahbare… dann vielleicht die funkelnden Augen as cherry on top, die Tattoos nicht zu vergessen und um es alles perfektionierend abzurunden: einen bestimmten Ruf und zahllose hinterlassene gebrochene Herzen von Mädchen, die sich immer noch nach Ihm verzehren.

giphy-12

Meist treffen diese Charakteristiken in der realen Welt nur vereinzelt zu, während (eigentlich kaum erwähnenswerter Weise) in den Filmen & Co diese ganzen Eigenschaften perfekt zu sitzen scheinen.
Doch ich meine: KEIN PROBLEM! Uns Frauen scheint es nicht übermäßig zu jucken, dass der reale unnahbare Typ nicht zu 100% der vollkommenen Perfektion eines Bad Boys gleich kommt… wir setzen uns die rosarote Brille (bzw, das hier ist ja nicht die wahre Liebesbrille), sagen wir die pinklilablassblaue Brille auf, die nicht nur wie ein Instagram-Filter alles sexier und atemberaubender macht, sondern uns auch einfach fehlende Eigenschaften dazu dichten lässt und tragen sie als (manchmal sogar bewusste) Einbildungen mit uns herum. Denn ich meine, wenn er das Unnahbare und die überragende Selbstüberzeugung hat, was macht da schon die klitzekleine Irrealität in Bezug auf den atemberaubend trainierten Körper, das makellose Gesicht und den drei Tage Bart?!

Ein Scherz? Ganz sicher nicht. Denn sicher ist der einen oder anderen hier schon aufgefallen, dass, sobald es sich um unnahbare Männer handelt, Frauenherzen verrückt spielen und der für die Liebe und Sesshaftigkeit offene Brad Pitt Doppelgänger auf der Straße gleich viel uninteressanter wird.

Doch woran liegt das schon wieder?

Einerseits wollen wir einen liebevollen, treuen Mann, der nur uns exklusiv will, aber andererseits wollen wir einen, den wir jagen können, bei dem man sich als Einzige in einem großen Konkurrenzkampf durchsetzt und ihn schließlich bekehrt… was? Genau DAS ist der springende Punkt, der hier noch nicht ausgeführt wurde: wir wollen sie „bekehren“, soll heißen:

Bad Boy denkt: „Oh wow! So eine faszinierende Frau habe ich trotz meiner unumstrittenen und vielfältigen Erfahrungen noch nie gesehen. Sie ist so unglaublich, dass ich die Nähe von keiner anderen Frau jemals wieder brauche, obwohl ich dachte, dass ‘so viele Frauen wie nur möglich zu beglücken’ die Bestimmung meines Lebens wäre. Ich schnappe sie mir und dann heißt es Monogamie for ever!!!. Juhu, endlich gezähmt!“

… ja genau! Absoluter BULLSHIT!

Oder nicht? Ich meine, Rory Gilmore und Blair Waldorf machen es vor, so unmöglich kann es doch dann nicht sein. ‚Emotional unerreichbar’ ist ja kein Siegel für die Unendlichkeit…?!
… und genau so denken Frauen.

Wie man es auch dreht und wendet, es kommt zu einem springenden Punkt (und es liegt nicht daran, dass wir Frauen sind und somit etwas unerklärlich).

„Bad Boys“ wirken unerreichbar. Alles Unerreichbare ist immer noch ein Tick begehrenswerter. Denn selbst wenn man den Unerreichbaren dann exklusiv und nur in seinen Armen hat, wird es dann doch zu einer ganz „normalen“ Beziehung, und er wird zu dem erreichten Mann, dessen innere Verwundbarkeit man kennlernt. Das Liebenswürdige sowie die Eigenarten. Vielleicht erwartet einen dort eine glänzende „tamed Bad Boy“-Trophäe, doch machen wir uns nichts vor: Wir sind alle menschlich und bilden uns täglich ein etwas zu wollen, das wir nicht kriegen. Und deshalb werden auch Verluste zu Eingebungen: „Man merkt erst was man hat, wenn man es verloren hat.“

Manchmal gilt es bewusst die Augen auf das zu richten, was wir haben und es als das zu sehen, was es ist: das einst Unerreichbare und das gegenwärtig Wertgeschätzte und geliebte Erreichte.

3 comments

  1. fraufreudig says:

    Der gute, alte Bad Boy – wie recht du hast – aber sobald man das mal alles durchgemacht hat, reicht auch der niceboy :D <3 super beitrag süße :)

Kommentar verfassen