Vor kurzer Zeit habe ich euch einen Artikel geschrieben, indem die Hauptaussage darin bestand immer das Gute im eigenen Leben zu sehen! Dazu muss ich euch jetzt natürlich ganz ehrlich sagen: an diesem Punkt von ausgewogenem Einklang mit den verschiedenen Wegen des Lebens bin ich deswegen selbst noch nicht! Ich schwebe auch nicht im Zen-Modus auf einer ausgewogenen Wolke über die Tücken des Alltags / oder der verfluchten Pechtage hinweg…natürlich nicht.
Kurz: natürlich bin ich kein Lebensguru und ich habe in meinen Artikeln für euch auch nicht vor einer zu sein… wäre auch einfach nur deprimierend…
Ich: “seid glücklich, denn eigentlich habt ihr doch alles was man dazu braucht“ Ihr: – äh f**k you bitch, nee hab ich nicht!
So soll das hier nicht laufen. Ich teile nur die aus meinen Erfahrungen gewonnen Einsichten, die ich mir täglich selbst ans Herz lege, mit euch …haha so don’t mind me! (und ob sie guidance-tauglich sind sei mal dahin gestellt).
Und so kommt es, dass ich hier mal etwas Bestimmtes zum Besten geben wollte, und zwar…:
ich hasse es! Ich hasse es, wie eine Furie mir andauernd vor Augen zu halten, was ich wohl verpassen könnte im Leben. So!
Wer kennt dieses schwachsinnige Phänomen auch? Ich weiss, es ist wohl ein menschliches (bei ein paar Personen ausgeprägter als bei Anderen), aber nichts desto trotz kann ich es einfach gar nicht abhaben.
Es ist schwachsinnig, nerv tötend und man weiss aber auch nie, wann man nun das richtige erlebt!
Will heißen: es zieht sich entlang unseres Lebens wie ein Lottospiel oder eine riesige Tombola, nur dass wir andauernd diese kack weißen Zettelchen ziehen und dann? Tja dann wissen wir nichts weiter… ist es der Jackpot oder eine Niete? Denn wir müssen damit leben, uns diese Entscheidung selbst zu überlassen… äh und wie soll das denn bitte gehen? Ich habe keine Ahnung, ob ich das große Los gezogen habe, da ich ja nicht weiss, was ich verpasste!
Wenn ihr nicht genau wisst über was ich mich hier gerade auslasse, dann lasst mich ein paar Beispiele nennen: Fangen wir mal klein an.
Bsp 1: Gehe ich zu dieser Geburtstagsparty oder gehe ich nicht dort hin?
Hmmm….
Ich meine eigentlich habe ich keine Lust und auch keine Energie um mich heute stundenlang aufzubretzeln, mich zu rasieren und ein Outfit auszusuchen, dass meine Brüste, meinen Po und meine Beine müheloswirkend perfekt in Szene setzt ohne overdressed zu wirken und dann künstlerisch und geduldig Schminke in mein Gesicht zu panschen. Doch wenn man NICHT als sein fabelhaftes-Ich auftaucht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, verflossenen Liebhabern zu begegnen, die einem alleine durch ihre Präsenz unter die Nase reiben sie seien schon komplett in einem neuen, anderen und aufregenderen Abschnitt ihres Lebens, während man immer noch mit Ben und Jerry(s) beim Notebookschmalzfilm an sie denkt und ein(dutzend) Tränen krampfhaft wegdrückt aus Angst die eigene Würde mit dem Eis schmelzen zu sehen.
Davor hätte man vielleicht noch durch das Warten (wie ein Eisblock), im Minikleid an der Bushaltestelle, eine Blasenentzündung bekommen, nachdem er einem vor der Nase weggefahren ist, obwohl man prustend, schnaubend und unübersehbar als red-tomato-Hirn zu den Türen gerannt ist und alle Passagiere teilnahmslos und desinteressiert dieser Peinlichkeit zugesehen haben wie einer geistlos unterhaltsamen Talentshow im TV.
Achso und zu guter Letzt wäre man pleite nachhause gekommen, nachdem man sein ganzes klägliches Vermögen für den Eintritt in einen Club ausgegeben hätte, dessen Musik gerade mal gut genug für ein paar herausgepresste, wippende Bewegungen war, die weder sexy aussahen noch zu einem spendierten Drink führten (was einem nicht gerade einen Bonus an strahlendem Selbstbewusstsein für den Rest der Woche schenkt). Den Rest hätte man ausgegeben für einen Cocktail, damit man nicht plump wie ein Baum, ohne schlürfendes Projekt auf der Tanzfläche stehen musste… à la bestellt und nicht abgeholt. Außerdem hätte der pappig süß geschmeckt und absolut kein Alkohol beinhaltet, obwohl man den gerade jetzt dringend benötigt hätte (und das hätte rein gar nichts damit zu tun gehabt, dass die Füße zur dreifachen Größe angeschwollen wären… NEIN!).
ODER aber man trifft genau an diesem Geburtstag den Mann der nächsten langen Beziehung (so etwas kommt vor… ich bin das lebende Beispiel) … obwohl an die Spitze treiben muss ich es ja jetzt auch nicht, es reicht ja wenn man einfach mega viel Spaß hatte, inmitten von Gelächter, Girls-talk und knallenden Schampuskorken, das Geburtstagskind sich über alle Maßen gefreut hat einen zu sehen, das Selbstbewusstsein ununterbrochen von Komplimenten und Angeboten gekrault und gefüttert wurde, man damit allen Ex-lovern den Stinkefinger gezeigt hat, und im Club alles einfach so brodelnd gut war, dass nach einer gefühlten halben Stunde schon die Lichter angingen und man glücklich, die Jugend spürend, zufrieden und lebendig um sechs Uhr morgens nachhause torkelte ohne die Fußschmerzen zu spüren, die einem eigentlich bis in die Knie strahlten. Best night ever und so!
Tja woher soll man es denn wissen? Und das ist nur eine kleine Abendgestaltungsfrage!
Ja genau und was ist mit den wirklich „langjährige-Lebensphasen betreffenden Entscheidungen“?
Studium oder Ausbildung? Diese Studienrichtung oder jene? Nehme ich den Job an oder warte ich auf das nächste Angebot? Beziehung oder Single-Leben? Sich trauen oder nicht trauen?
Tja haha schwierig nicht?! und natürlich weiss ich es auch nicht… ich weiss nur, dass das Leben besonders in den ‘schönsten’ Jahren verdammt schnell vergeht… wie vom Winde verweht… pff 20iger dann geht doch… und lasst mich in windeseile stehen…ist mir egal denn ich werde älter und weiser…HEUL!
Ja genau was ist nun mit diesen gewichtigeren Entscheidungen? Ich weiss nicht ob man…
Bsp 2: ...wenn man sich gerade jetzt für das Singleleben entscheidet,
feuchtfröhlich mit seinen Singlefreundinnen als Abklatsch des leuchtenden vierer Gespanns von Sex and the City die Stadt unsicher machen würde?! Mädels-abende: mit an den Wänden fließenden Jules Mumm, unersetzbares Gelächter über die Anekdoten der letzten Nächte, Fragen und Komplikationen bezüglich der Männer, dem Sex, der Gefühle, die das Leben als Drama-Verzehrerin schwerer, doch in Gewissheit auch sprudelnder, sexier und doch einfach toller gestaltet. Beinahe jeder Abend mühelos fabelhaft wird und dem top gestylt und fabelhaft riechendem-Selbst nichts im Wege zu stehen scheint. Man in die wolllustigen Nächte tanzt als würden Sie einem gehören und die aufregendsten, wunderbarsten und exzessivsten Jugenderfahrungen sich über einen ergießen, wie aufregend duftende Rosenblüten.
ODER aber die verheißungsvollen Singlenächte bestehen aus Teenie- oder sogar Kinderfilmen, die einem durch die eigene Kindheit unrealistische Erwartungen in Bezug auf die Liebe, der Monogamie und des ‚Bis-an-ihr-Lebensende-Glücks eingeflößt haben. Und jetzt wo uns die erwachsene „Boden-der-Tatsachen“-Anschauung ohne Erlaubnis langsam kontaminiert hat, wir uns diese Kinderfilme durch die neuen Augen ansehen müssen, wie eine Abrissbirne unserer wirklichkeitsfremden Liebes-Welt, die wir heimlich unser ganzes Leben lang und immer noch behütet tief in uns vergraben mit uns herumgeschleppt haben. Nachdem der süße Film „Däumelinchen“ uns dann verkümmert, ohne jeglichen Rest Würde als ein Häuflein Elend hinterlassen hat (unrasiert in unserem weniger fabelhaften Großvater-Karo Pyjama während die ungewaschenen Haaren wie Extremitäten seltsamst von unserem Kopf zu Berge stehen) und sich letztendlich damit, die Hoffnung, Hand in Hand mit der Singlelebensfreude, höflich verabschiedet haben. Die Abende mit den besten Freundinnen, die durch das Studium vereinzelnd überall auf der Welt zerstreut wurden, so häufig sind, wie das Aufkreuzen des Elans und des Selbstbewusstseins Männer in das eigene Leben rein zu bezirzen (=null)… das könnte auch das Singleleben sein. Ach und ich habe die paar Männer vergessen, die sich dann in das eigene Leben schleichen und einem das Gefühl geben nichts wert zu sein.
Bsp 3: Das Beziehungsleben stattdessen wie ein Märchen sein könnte.
Der junge attraktive Mann all die kleinen Eigenarten von einem entdeckt und sich Hals über Kopf in sie verliebt, und zwar in die Selben, die zuvor von keinem Anderen beachtet worden waren. Man sich ein Leben ohne die andere Person nicht vorstellen kann, da sie sich langsam als das eigene Zuhause etabliert und nach Jahren andere Menschen noch denken man sei frisch verliebt. Der Sex mit einer großen Brise Liebe etwas unglaublich Schönes und Neues ist. Und während man geborgen und wohlig warm in den Armen des Partners das richtige Glück spürt, Es einen durchrieselt wie Etwas aus einer anderen Welt, man erkennt wie schön es ist jemanden zu haben der einen durch und durch kennt, dem man ohne mit der Wimper zu zucken vertrauen kann. Der einen bei einer Alien- oder
Zombieapokalypse als erstes in Sicherheit bringen würde (das mag hier deplatziert und lächerlich wirken, aber ganz ehrlich ich denke in dem Moment ist man sehr sehr dankbar für den strahlenden Helden). Jemandem der jede Nacht den Arm um einen legt und einen anlächelt, als wäre man das Schönste, Einzigartigste auf der ganzen Welt?
ODER jede Eigenart, die man anfänglich so unbeschreiblich und unendlich geliebt hat, wird zu einem nerv tötendem Fiasko, das einem bei jeder, noch so nichtigen Erscheinung, die pure Wut in die Adern fließen lässt. Wenn die Zweisamkeit einfach nur noch die pure Unzufriedenheit birgt, in der schon ein winziges, unwichtiges Nasenspray einen tosenden Streit in die Welt setzen kann. Man zu einer genervten und abscheulichen Furie mutiert, die weiss sie müsste mit ihrem perfekten Monogamie-leben eigentlich glücklich und zufrieden sein und man lange Zeit braucht um sich selbst zu zugestehen was einen unglücklich macht. Vielleicht, die eigene Verwandlung zu einem kleinen Eifersuchtsmonster, dass man bis dato noch nie in sich entdeckt hat? Vielleicht ist es der eigene Egoismus, der (man darf es ja eigentlich kaum laut aussprechen) einfach mal kompromisslos wieder aufatmen will? Vielleicht sind es auch die Abende der Jugend, die man ohne paranoidem schlechtem Gewissen durchtanzen und flirten will? Vielleicht sind es die kleinen Wutausbrüche, die man ohne Erklärung für sich brodeln lassen will? Vielleicht sind es die Gefühle die man einfach mal wieder todschweigen möchte und nicht aufdecken, sezieren und analysieren will? Oder vielleicht ist es auch die Zeit für sich, pure Zeit für die Eigenanalyse, die Hobbys und das soziale Leben, dass immer etwas unter der Monogamie gelitten hat, dass man gerade wieder braucht?
Tja genau. Woher soll man es wissen? Naja gar nicht! Wir können uns nur trauen oder nicht trauen. Wir können uns nur nach unserem Bauchgefühl entscheiden und hoffen dass es der strahlende Jackpot ist.
Ja…shit life happens!