Die Angst vor dem ‘Alleine sein’

Ich konnte schon des Längeren beobachten, dass Menschen diese eine gewisse Angst vorm Alleine-sein haben.Auch wenn sie es selbst nicht als ‘Angst’ bezeichnen würden, so fühlen sie sich eher unwohl oder peinlich ausgesetzt wenn sie sich plötzlich alleine irgendwo wiederfinden.

Und dabei stapft jedes Individuum unwiderruflich alleine durch die Welt. Denn nur wir stecken in unseren Körpern, unseren Handlungen und Taten, in unseren Persönlichkeiten… alleine! Und des Öfteren sind wir auch alleine unterwegs: sei es auf dem Weg zur Ubahn, Zuhause vorm Computer, sogar im Solarium, im Bett liegend usw usw… und dann fiel mir auf… doch irgendwie auch wieder nicht!!?

Ich finde in der heutigen Zeit kommt es oft vor, dass wir uns vor dem Allein-sein drücken und vor Allem davor: sich konkret mit sich selbst zu beschäftigen. Wenn wir Ubahn fahren, hören wir Musik, tapsen am Handy rum oder lesen ein Buch. Wenn wir alleine Zuhause sind, schauen wir Fern, sitzen am Computer, widmen uns unseren Projekten, wenn wir im Bett liegen kommt der Schlaf der uns abholt. Und ansonsten gehen wir zu Arbeit oder treffen Freunde oder ratschen mit Ihnen am Telefon. Also doch nicht wirklich so alleine.

Sei es aus Angst davor zu sehen wie man selbst genau aussieht von Innen? Sei es Verzweiflung vor den Dingen die man an sich ändern müsste oder an dem eigenen Leben? Sei es Verdrängung vor gewissen Situationen in denen man steckt, die man nicht betrachten möchte? oder sei es einfach der intensive Drang den man sich selbst auferlegt nicht alleine sein zu müssen.

In Beziehungen ist dies auch ein bekanntes Phänomen: wenn zwei Partner ineinander verschmelzen, andauernd zusammenkleben, hauptsächlich gemeinsam die eigenen Freunde treffen, ausgehen, gemeinsam zuhause rumliegen und sich beschützt und wohlig in dieser Gemeinsamkeit suhlen.Versteht mich nicht falsch Intimität gehört zu einer Beziehung wie Homer zu den Simpsons, aber die eigene Persönlichkeit gehört zu der eigenen Person wie das Amen in der Kirche.

So kommt es, dass es mir immer wichtig war, bevor ich eine Beziehung eingehe erstmal mit der Beziehung zu mir selbst im Reinen zu sein. Das sei jetzt so einfach formuliert hier hingestellt, zumal man an dieser pausenlos arbeiten könnte. Aber ich habe mir immer, und vor Allem nach meinen Erfahrungen und Fehlern, vorausgesetzt, dass ich mit mir selbst zufrieden sein muss und akzeptiere, dass nur ich alleine dazu fähig bin mich selbst glücklich zu machen,  bevor ich mich ausschließlich in die Arme eines Partners stürtze, und dies dann von Ihm erwarte. Und das nicht nur, damit man, falls die Liebe endet, stark genug ist um sich selbst aufzufangen.

Ich will nicht sagen, dass ich nicht wie jede andere Person auch, in diesem bestimmten ersten Jahr meiner Beziehung nur an meinem Freund hing mit meiner riesengroßen, herausprankenden, rosanen Brille auf der Nase. Doch oftmals verlieren viele Menschen ihre Individualität in einer Partnerschaft, durch all die notwendigen Kompromisse und an der Gemeinsamkeit…durch die Angst vor dem ‘Allein-sein’. Besonders dann, wenn das Alleine-sein zusätzlich die Trennung zu diesem einen Menschen birgt, den Verlust der Beziehung, der angenehmen Routine… wo es doch durch die Liebe noch schmerzhafter wäre sich zu lösen. Und das manchmal sogar selbst wenn die Personen in dieser Beziehung unglücklich sind.

Manchmal halten diese Beziehungen dann durch diese Gemeinsamkeit (manchmal auch Abhängigkeit) ewig, doch manchmal zerbrechen sie auch genau daran. Weil eine Person merkt “oh, ich hab durch diese Beziehung kein eigenes Leben mehr!”. Und manchmal sind Menschen auch vollkommen glücklich hautpsächlich in dieser Zweisamkeit zu leben.

Doch ich möchte euch nur sagen, haltet an eurer Individualität fest, an eurer eigenen Persönlichkeit. Sie ist etwas so kostbares. Und dafür lohnt es sich, ihr Zeit einzuräumen und sich mit ihr zu beschäftigen. Dafür lohnt es sich auch mal alleine zu sein!

Sei es mal alleine ins Kino zu gehen, sich alleine in ein Kaffee zu setzen und in sich ausschließlich die Umwelt, sich selbst und den Kaffee einzusaugen. Sei es, wenn man sich gerade in einer Beziehung befindet: sein eigenes Projekt anzufangen, oder trotz dem Partner und der Angst, das sehnsüchtig gewünschte Auslandssemester zu machen. Oder sei es auch nur ,wie in alten Zeiten, nur mit den eigenen Mädels oder Freunden feiern zu gehen oder in den Urlaub zu fahren. Sei es alleine im Bett zu liegen nur um nachzudenken, man selbst zu sein und niemandem etwas vorspielen zu müssen.

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In unserer Zeit wo es fast ein Tabu ist alleine zu sein, man entweder (wenn man sich nur alleine wohlfühlt) als anders und komisch angesehen wird wenn man ununterbrochen alleine ist, oder man sich selbst zwanghaft an Andere Leute bindet, weil man sich lächerlich vorkommt alleine, erkennen viele nicht wie schön es ist!

Alleine sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen macht stark, ist erholsam und vor allem hat oftmals viel Gutes zu Folge. Einem wird über sich selbst Vieles und Wichtiges klar. Man sieht Tatsachen klarer, die nicht gut für einen sind und die man in Folge dessen für das eigene Leben ändern kann.

Deswegen scheut euch nicht euch mal alleine in ein Kaffee zu setzen, einen Chai-Latte zu trinken und einfach mal auf nur euch zu hören.

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Ladet eure Angst vor dem Alleine-sein zum Essen ein und spendiert ihr ein Glas Wein.

<3

 

 

One comment

  1. mellimomente says:

    Ich persönlich habe vor dem Alleine – sein keine Angst, ich habe Angst vor Einsamkeit… Einsamkeit ist eine ewig lange Spanne des Alleine – seins… man beschäftigt sich zu beginn mit sich selbst und dann fängt man an die fehler in sich selbst zu suchen, warum man denn nicht mehr aus dem Alleine – sein rausgeholt wird…
    Ich bin mir schon immer treu, also weiß ich, dass es vorbei geht, aber unangenehm ist es trozdem…. Ganz allein bin ich aber nie, denn ich hab ja die Welt und mich ;)

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